Was die Jahre 2020 und 2021 veränderten
Wir haben uns in den Jahren 2020 und 2021 ein neues Umfeld aufgebaut. Noch wenige Monate vor 2020 hatte ein jeder und eine jede Zeitinseln (K. Dusse, 2019), die mal mehr und mal weniger von den anderen abgegrenzt wurden. Aber dennoch haben wir uns auf die jeweilige Zeitinsel fokussiert, die wir gerade betreten haben. Wir hatten eine Zeitinsel, in der wir mit den Freunden etwas unternahmen, unserem Hobby nachkamen, mit der Familie Festtage feierten, auf dem Arbeitsplatz mit den Kollegen über Erfolge und Verluste gleichermaßen gemeinsam die Zeit bestritten. Bei all diesen unterschiedlichen Menschen spielen wir, auch wenn wir es nicht merken, eine andere Rolle. Zu mindestens sind wir in deren Wahrnehmung stets immer ein wenig anders, als bei dem Rest unseres Bekanntenkreises. Unsere Charaktereigenschaften werden auf diesen unterschiedlichen Bühnen unterschiedlich stark ausgeprägt. Sind wir der Spaßvogel im Freundeskreis, ist es gut möglich der Beschützer oder die Beschützerin der Familie zu sein. Sind wir abenteuerlustig bei der Wahl unseres Hobbies heißt das noch lange nicht, dass unsere Entscheidungen auf dem Arbeitsplatz genauso von Risiken geprägt sind. Auf all diesen unterschiedlichen Bühnen spielen wir mit unseren Grundcharakterzügen unterschiedliche Rollen. Wir hatten auch in der Fülle dieser verschiedenen Bühnen in unserem Leben auch eine besondere, die nur uns galt, die Zeit mit sich selbst. Rollenvielfalt bedeutete psychische Atmung: Ein Ausdehnen hier, ein Zurücknehmen dort. Balance durch Differenz.

Die Tragikomödie unseres neuen Alltags
Mit den Jahren 2020 und 2021 verschmolzen verschiedene Bühnen unseres Lebens. Ehe wir uns versahen, wurden die Bühnen der Arbeitswelt, mit denen der Familienwelt zusammen geschreinert. Das Ergebnis, wir agieren und interagieren mit der Familie und der Arbeit auf der gleichen Bühne. Auf der einen Seite erleben und empfinden wir physisch die Familie, geben zeitgleich unsere Rolle der Familienbühne unserer Arbeit preis und versuchen das Empfinden und Erleben auf der anderen Seite mit der Arbeit zu verschmelzen. Was mit den Bühnen funktioniert hat, soll auch mit dem Akt geschehen. Das Perfide an dieser Bühne ist eine hochgezogene Scheibe – so klar und durchsichtig, wie nicht erkennbar. Die Scheibe ist da, wir wissen es – unser Display. Doch wo grenzt sie die zwei Bühnen voneinander ab? Die Zuneigung der Familie ist keineswegs mit der Zuneigung einer Kollegin bzw. eines Kollegen durch die Scheibe gleichzusetzen. Als würden zwei Genre zu einer Geschichte verschmolzen werden, die teilweise unterschiedlicher nicht sein könnten, wie Komödie und Horror. Der Unterschied auch hier die Herausforderung, dass zwar eine Geschichte mit zwei Genre sehr gut sein kann, doch in unserem Leben werden diese doch wieder durch eine Scheibe voneinander getrennt. Im Film werden die Vorzüge beider Genre miteinander vermengt, um ein Gesamtbild zu schaffen. Dies ist in unserem Leben nicht der Fall.
Verlust von einem Teil unseres Ich?
Trotz dem Erleben und Empfinden auf der Familienbühne schleicht sich das Gefühl ein, gemeinsam isoliert zu sein. Was sich Anfangs als Segen maskiert hat, entpuppt sich heute als ein Zustand, der es vermag eine gesamte Lebensbühne zu liquidieren. Was bedeutet das nun für unsere Psyche, eine Rolle und damit bestimmte Charakterausprägungen zu unterdrücken oder zu verlieren? Mit dem Verschmelzen der Bühnen haben wir auch die Zeitinseln miteinander verschmolzen. Das Publikum, was für ein Theaterstück bezahlt hat, bekommt nun zwei und der Hauptdarsteller entzweit sich bei dem Versuch, beiden Rollen gerecht zu werden.
Unsere Aufgabe liegt darin, die Bedeutung über den Erhalt und Schärfung unterschiedlicher Bühnen aufzuzeigen, wie auch diese Schärfung zu realisieren. – Mit Hilfe von gekonntem Wandel, Change- & Kultur-Management möchten wir das Erleben und Empfinden menschengerecht aufgleisen und ihr eine Persönlichkeit verschaffen, die von uns allen positiv bewertet werden kann.

